Mitten in der Nacht, gleichmäßig rollt ein Geländewagen den alten Plattenweg zwischen den Feldern entlang. Zwei Gesichter sind im schwachen Mondlicht zu erkennen. Immer wieder wird ein Scheinwerfer auf die Feldfläche gerichtet und die zwei in grün gekleideten Männer beraten, diskutieren, schauen wiederholt durch das Fernglas. Der eine schreibt in regelmäßigen Abständen den gemeinsamen Ratschluss nieder. Auch mehrere Rehe, Kaninchen und ein Jungfuchs huschen durchs Scheinwerferlicht und ihr Vorkommen wird akribisch durch die gespannten Beobachter notiert. Mit viel Mühe versuchen die beiden Beobachter jegliches unnötige Geräusch zu vermeiden und folgend gespannt dem Scheinwerferkegel.
Ein Hase im Wintergetreide, oder sind es doch zwei oder drei…? Da – noch einer auf dem Acker des Nachbarn, flüstert der Fahrer fast euphorisch. So oder so ähnlich wird es wohl ablaufen, berichtet uns die Biologin Grit Greiser vom Thünen Institut.«Nein meine Damen und Herren, geschossen wird hier nicht – sie werden nur gezählt», erklärt Frau Greiser mit deutlichen Worten den Jägern des Kreisjagdverbandes Oberhavel. Ein schmunzeln huscht den aufmerksamen Zuhörern über die Gesichter. Dieser kurze Einwurf sollte nun auch den letzten Waidgenossen in den Bann der Hasenzählung bei Scheinwerferlicht gezogen haben und so folgten wir Frau Greisers weiteren Ausführungen gespannt.

«Das geht mit Hasen vergleichsweise leicht», führte Frau Greiser weiter aus . Sie leben auf offenen Flächen, Äckern, Wiesen und sind im Lichtkegel für geübte jagdliche Augen gut zu sehen. Die Augen (der Jäger spricht hier von Lichtern) von Meister Langohr funkeln wie Reflektoren eines Fahrrads, wenn sie vom Scheinwerferlicht erfasst werden. Gebannt schauen diese „Lichter“ dann in den Scheinwerferkegel und ermöglichen dem Suchenden die Zählung.

Aber warum ist es überhaupt so wichtig, über die Anzahl der Wildtiere Bescheid zu wissen?

Frau Greiser betont, wie wichtig Zählen ist. «Wir wollen wissen, wie gut es unseren Tieren in der Umwelt geht», sagt Sie. Nur mit möglichst exakten Informationen über die Bestände könnten etwa Hasen gejagt werden, ohne die Populationen zu gefährden. Dafür machen sich jedes Frühjahr und jeden Herbst bundesweit Jäger mit Leuchte und Notizblock bewaffnet auf die Spur der Langohren. Auch Rebhühner und Raubsäuger werden laut Greiser von den Jägern gezählt, meist bei den täglichen Revierfahrten oder während der regelmäßigen Jagdausübung.

Ziel der Jägerschaft ist es, jagdbare Wildarten (in unserem konkreten Fall der Feldhase) bundesweit  nach einheitlichen, wissenschaftlich nachprüfbaren Methoden zu erfassen. Die gewonnenen Daten werden ausgewertet, um darauf aufbauend Strategien für die Nachhaltige Bestandsnutzung der existierenden Population zu entwickeln. Dafür wurde das Projekt „Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands“ (WILD) ins Leben gerufen. Die bundesweiten Beteiligungsraten der Jägerschaften liegen auf sehr hohen Niveau und auch wir als lokaler Kreisjagdverband möchten unseren Anteil an der Datenerhebung in unseren Revieren leisten.

Nun heißt es für uns in den kommenden Wochen den Suchscheinwerfer am jagdlichen Gefährt zu montieren, die gewünschten Daten akkurat zu erheben und die Erfassungsbögen gewissenhaft auszufüllen. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Teilnahme am Projekt WILD Teil unserer gelebten Hegeverantwortung gegenüber unserem heimischen Wild und damit praktizierter Naturschutz ist.

In diesem Sinne wünschen wir unseren am Projekt beteiligten Mitgliedern viel Weidmannsheil und natürlich auch jede Menge Spaß.